Meine Highlights 2015

2015 – mein erstes Jahr auf diesem Planeten!

Ich beschloss, die Reise für alle Beteiligten so aufregend wie möglich zu gestalten. Aus diesem Grund setzte ich all meine Kräfte ein, um während des gesamten Geburtsvorgangs wachbleiben zu können. Auf diese Weise konnten weder die Wehen gemessen noch konnte mein baldiges Erscheinen durch Tasten erahnt werden. Auch beim Ultraschall blieb ich mysteriös. Während sich die Ärzte leicht blenden ließen, war dies bei meinen Eltern nicht der Fall – sie durchschauten meinen Plan und harrten auf der Entbindungsstation aus.
Während sich die eine Mutter mit starken Wehen im Bett krümmte, lag die andere aufgeregt und frierend auf zusammengeschobenen Stühlen im Besucherzimmer.
Im Morgengrauen sahen die Ärzte endlich ein, dass sie falsch lagen, und ließen uns in den Kreißsaal. Nachdem ich ein paar Stunden lang die Hebamme auf Trab gehalten hatte, vernahm ich aus dem Nebenraum das unmenschliche Gekreische und Gebrüll einer Gebärenden. Ich fing an, mich dazu im Takt zu drehen, bis ich meinen Körper komplett mit der Nabelschnur umwickelt hatte. Hübsch sah es aus, aber wie ich schnell feststellte, war es nicht sonderlich förderlich für die Geburt.
Da mir meine Eltern während der Schwangerschaft keine Geschichten über Houdinis Entfesselungskünste vorgelesen hatten, schaffte ich es nicht, mich zu befreien. Diese Erkenntnis versetzte mich in Raserei, so dass in Windeseile ein komplettes Ärzteteam anrückte. „Sterile Schere“, „Saugglocke“. Noch ehe diese Worte verhallt waren, lag ich auf Mamas Bauch – von außen!  
    
Ich schaute mir die Welt zunächst mit einem Auge ganz genau an. Es war gar nicht so übel – also öffnete ich bald auch das zweite.
Durch die Gegend schauen blieb in der ersten Zeit mein Hobby, am liebsten betrachtete ich mein Eulen-Mobile. Ich „sprach“ auch ganz eifrig mit den Tieren und „sang“ ihnen Lieder vor, aber leider antworteten sie nie. Eines Tages beschloss ich, diese einseitige Beziehung zu beenden – das Mobile musste weg!
Ein neues Hobby war schnell gefunden: Bewegung. Strampeln, greifen, lächeln, damit konnte ich ganze Tage verbringen. Bald schaffte ich es auch, mich zu drehen. Stolz wollte ich meine neue Fähigkeit demonstrieren und rollte mich während eines Besuches voller Elan vom Sofa. Meine Mütter fanden das gar nicht so cool...
Die Bauchlage eröffnete mir eine ganz neue Perspektive. Plötzlich kamen mir vertraute Dinge total interessant vor, zum Beispiel der Wickeltisch. So viel Zubehör zum Verwüsten, Umkippen und Herunterwerfen – was für ein Spaß!

Im Sommer war es dann an der Zeit, meinen Pool im brandenburgischen Garten einzuweihen. Zum Planschen war ich zu faul, ich lehnte mich lieber lässig an den Rand. Der Badespaß wurde durch ein Gewitter beendet, mein erstes großes Gewitter. Blitze, Donner, Prasselregen – mir egal, ich hielt erst einmal seelenruhig ein Nickerchen.

Im Herbst wurde ich zum ersten Mal krank und musste Tabletten nehmen. Voll auf Paracetamol tobte ich mit Mami nachts um halb vier Uhr auf dem Sofa und fing zu unserem Erstaunen an zu krabbeln. Dieses überraschende Erlebnis löste bei mir einen kleinen Höhenflug aus und ich versuchte sogleich, mich an der Sofalehne hochzuziehen und hinzustellen – mit Erfolg. Ein paar Tage später, bereits ohne den Einfluss legaler Drogen, lernte ich sitzen und klatschen. Ach ja, und die ersten Zähne kamen auch noch.

Im Winter konzentrierte ich mich wieder mehr auf die Sprache. Mein erstes verständliches Wort war „Gold“, gefolgt von „Mama“. Berlinern kann ich auch schon: „dit“, „dat“, „ditte“. Außerdem halte ich gern nach Lampen Ausschau und zeige auf sie, wenn man mich danach fragt.


Der erste Geburtstag

Mein einjähriges Dasein musste natürlich gefeiert werden! Einmal ist keinmal, dachte ich mir, und schmiss gleich zwei Partys.
Eine Wohnung voller Gäste zu haben ist toll und vor allem praktisch. Egal, wohin ich krabble, es gibt immer jemanden, der mir assistieren kann. Zeig mir dies, zeig mir das, heb mich hoch, trag mich dahin... So muss es sein! Aber Kuchen? Völlig uninteressant, nichts geht über eine klassische Schrippe. Ebenso Geschenke – wozu, wenn die ganze Wohnung ein großer Spielplatz ist? Das habe ich bis zum Ende der Party nicht verstanden. Konsequenterweise nahm ich kein einziges Präsent an und packte natürlich auch keines aus. Viel spannender waren da die leeren Bierflaschen... Die klappern so schön und man kann sie in einen Kasten ein- und aussortieren. Nächstes Jahr wünsche ich mir auch so eine Box für meine Milchflaschen!
  
In diesem Sinne – Prost!

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