Der Prinz entdeckt das All


Wie beeinflusst der Weltraum den Schneefall auf der Erde? Warum können wir auf Fotos vom Mars nie Außerirdische sehen? Und warum war Felix Baumgartners Sprung aus der Stratosphäre total daneben? Ein Dreijähriger klärt auf.

Der Mond, Raketen, das Weltall. Kaum eine Kinderbuchsammlung kommt ohne diese Dinge aus. Mir war es recht, schließlich wollte ich als Kind selbst Astronautin werden. Der Prinz hingegen zeigte bis zu seinem dritten Lebensjahr kaum Interesse an der Himmelsthematik – abgesehen von einem mittleren Wutanfall auf der Straße, als es ihm nicht gelang, die Sonne anzufassen. „Hol sie runter Mami, ich will sie haben!“, tobte er herum. 

Die Wende brachte ein Spielzeug Spaceshuttle im Bällebad, das der Prinz für einen Hubschrauber ohne Propeller hielt. „Der sieht ein bisschen komisch aus“, merkte er an.
Ich klärte diese Unstimmigkeit auf und erzählte von Raumfähren. Begeistert driftete ich auf dem Nachhauseweg ab und schwärmte von fernen Planeten und Reisen durch das Weltall.
Es dauerte nicht lange, da wurde ich unterbrochen: „Aber Mami, das hat doch gar keine Flügel und keinen Propeller, das… Wie heißt das nochmal? Spat, Shat, Spaceshuttle. Also kann es gar nicht fliegen, ohne Flügel“. „Doch, es hat einen Raketenantrieb“, sagte ich ganz schlau.
„Einen Antrieb? Wie sieht der aus? Wie funktioniert das?“, fragte der Prinz interessiert. Ich sah nicht mehr ganz so schlau aus. Zuhause angekommen, war die erste Anlaufstelle klar: YouTube.


Auch wenn ich gern mal darüber jammere, dass informative Texte zugunsten von Videos schwinden, in denen die „Darsteller“ ständig den Faden verlieren und nie zum Punkt kommen, war ich in diesem Fall sehr dankbar für dieses Medium. Wir schauten uns zahlreiche Spaceshuttle-Starts an und der Prinz passte ganz genau auf, welches wie viele Antriebe hatte. Der Favorit war schnell klar (siehe Video): Die Raumfähre, die den meisten Krach und das größte Feuer verursachte. Um das gesamte Feeling aufsaugen zu können, achtete er stets darauf, dass ich die Lautstärke aufdrehte.


In diesem Zusammenhang landeten wir auch bei dem Video von Felix Baumgartner und dessen Sprung aus der Stratosphäre. „Guck mal, da sitzt er in seiner Kapsel und da unten ist die Erde. Gleich springt er raus.“
Als es losging, hielt sich der Prinz erschrocken die Hand vor den Mund und rief entsetzt: „Oh nein, der darf doch da nicht runterspringen. Da geht doch die Erde kaputt!“ Tja, wenigstens einer denkt an den Planeten.


Spaceshuttles und das Wetter

In den folgenden Tagen witterte der Prinz hinter jeder Wolke ein Spaceshuttle. Als ich ihm mitteilte, dass in Berlin leider keine Raumfähren starten, begnügte er sich scheinbar mit der Vorstellung, dass sie immerhin im All über Berlin fliegen könnten – und von dort aus sogar Einfluss auf das Wetter nehmen:
Wir sitzen am Küchentisch und es fängt an, ein bisschen zu schneien. Der Prinz erwischt mich eiskalt: „Mami, warum schneit es eigentlich?“. Ähm, öhm, irgendwas mit Wolken und Temperatur und so… „Vielleicht schneit es ja, weil ein Mensch im Weltall sitzt und auf einen
Knopf drückt. Er drückt den Knopf und dann schneit es.“ Wer weiß, vielleicht ist Die Truman Show doch keine Fantasy?!  


Eine Gute-Nacht-Geschichte der besonderen Art

Die Wahl der Nachtlektüre bleibt Abend für Abend spannend. Vor allem aber unvorhersehbar: Mal wünscht der Herr eine klassische Gute-Nacht-Geschichte zu hören, mal sollen nur die ISBN-Nummern vorgelesen werden und am nächsten Tag wird ein Buch für Säuglinge auserkoren. Derzeit steht ein etwas anderes Buch auf der Beliebtheitsskala ganz oben: „Das große Kinderlexikon“. Ich hatte es vor einem Jahr für mich selbst als „Vorbereitung“ gekauft, aber als der Prinz es entdeckte, schleppte er es sogleich in sein Zimmer. Seither darf es nur in seinem Bücherregal stehen.
Wir sitzen also im Bett und informieren uns über Gesteinsformationen auf dem Mars. Der Prinz betrachtet eines der Bilder genauer und meint: „Häh, ich sehe gar keine Außerirdischen. Siehst Du welche?“. Ich suche konzentriert: „Hm, ich sehe auch keine. Vielleicht wohnt ja niemand auf dem Mars. Man hat noch nie welche gesehen.“ Der Prinz ruhig und überzeugt: „Doch, da wohnen Außerirdische. Aber die auf dem Mars sind kleiner als Menschen auf der Erde. Deshalb haben sie Angst und verstecken sich immer.“ Macht Sinn!

Zum Abschluss eine kleine Nachtmusik aus dem All:


Schlaft gut!


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