„Ich möchte Schokosaft.“ Familienurlaub auf Mallorca (Teil 2)
Was es mit der Verschwörung der Flamingo-Händler auf sich hat, warum Salzstreuer die beste Erfindung der Menschheit sind und weshalb man im Badeurlaub kein Meer braucht, erklärt der Prinz auf Mallorca im zweiten Teil.
Guten Morgen Mallorca!
Der erste Morgen, der erste Blick aus dem Fenster: Hallo, überquellende Mülltonnen, sei gegrüßt, Angestellten-Parkplatz! Auf der anderen Seite: Guten Morgen, Hinterseite der Showbühne!
Während ich den Gedanken ganz interessant fand, das abendliche Spektakel hautnah miterleben zu können, war meine Frau entsetzt. Sie glaubte witzigerweise daran, dass der Prinz im Urlaub vor 22 Uhr schlafen würde. Da ich ihre Illusion – ich schob es auf die Hitze – nicht zerstören wollte, willigte ich in ein neues Zimmer ein und wir zogen um.
Unser neues Domizil lag ruhiger und hatte sogar ein Kinderbett – dafür fiel die Klimaanlage gern stundenweise aus. Auf Musik „mussten“ wir auch hier nicht verzichten: Unsere Nachbarn stellten sich als Hobbysänger heraus und gaben Abend für Abend Schlagerlieder zum Besten.
Getreu dem Motto „Urlaub ist dazu da, um den Alltag zu durchbrechen und neue Erfahrungen zu sammeln“ machten wir uns gut gelaunt auf den Weg nach draußen. Aber wohin?
Prioritäten
Erst zum Pool oder gleich ans Meer? Vielleicht ein Zwischenstopp auf dem Spielplatz? Für den Prinzen kam keine dieser Optionen infrage: „Ich will zum Laden, einen Flamingo kaufen!“
Zielstrebig steuerten wir also die Einkaufsmeile gegenüber der Hotelanlage an. Die Geschäfte glichen exakt denen, die wir bei der Anreise aus dem Fenster gesehen hatten – bis auf eine Ausnahme: Sie hatten keine Flamingos. Die Verkäufer im Ort hatten sich scheinbar gegen uns verschworen.
Als auch der letzte Laden abgeklappert war, zog sich die Oberlippe des Prinzen kraus, die Nase zuckte, ein enttäuschtes Weinen brach aus ihm heraus. Als die Tränen wieder getrocknet waren, gingen wir davon aus, dass die Sache nun erledigt sei. Falsch gedacht: „Wir können ja mit dem Bus zu einem anderen Laden fahren“, meinte das Flamingo-begeisterte Kind lösungsorientiert.
Wie schade, dass an diesem Tag keine Busse fuhren... behaupteten wir zumindest.
Das Meer: erster Versuch
Da der Prinz vom Meer in Binz so begeistert war, wollten wir ihn zum Strand locken. Der Plan schien aufzugehen, denn er folgte uns und wir konnten das glitzernde Wasser bereits vor uns sehen. Lediglich eine (ziemlich lange) Treppe trennte uns vom Meer. In der Ferne fuhr ein Boot durch die Wellen. Während wir diese malerische Szene betrachteten und vom kühlen Nass träumten, hatte der Prinz plötzlich anderes Wasser im Sinn: Am Wegesrand standen zwei große Fontänen. Immer diese kinderlosen Architekten mit ihren Ideen!
Klar, dass wir die nächste halbe Stunde abwechselnd zwischen den Springbrunnen hin und her liefen. Auf eine Bank setzen und gemütlich zuschauen ging leider nicht, da die eine Fontäne tiefer lag und Kinder durch den wackeligen, großmaschigen Zaun mit Leichtigkeit hätten abstürzen können. Nicht ins Wasser, sondern auf den knallharten Beton davor.
Nervenkitzel am Wasserfall |
Einmal Schokosaft, bitte!
Das Meer? Völlig uninteressant. Wenigstens der Pool? „Okay... aber der große!“
Zum Einstieg suchte sich der Prinz die tiefste Stelle aus, an der nicht einmal Erwachsene stehen konnten. Der Grund war einleuchtend: Hier gab es einen Wasserfall, der von den zuvor bewunderten Fontänen ausging.
Ein neues Spiel war gefunden: Neugierig an den Wasserfall heranschleichen, um dann kreischend wieder wegzurennen. Erst einige Tage später traute sich der Prinz, den letzten Schritt zu machen – und war so begeistert, dass er auch uns ständig unter den Wasserfall schickte.
Baden ist anstrengend. Was hilft da besser, als Entspannung an der Bar? Während die anderen Eltern ihren Schlafmangel mit Mojito bekämpften, testeten wir uns – zunächst – durch diverse Saftsorten. Wirklich gut kam jedoch nur die Schokomilch an. Da der Prinz sich nicht mit dem Gedanken anfreunden konnte, dass alle Getränke außer seinem auf „-saft“ enden, benannte er die Schokomilch kurzerhand in „Schokosaft“ um. Den Schokosaft bestellte er dann auch täglich und wirkte an der Bar sitzend erschreckend professionell.
Ein Hoch auf das Salz!
Was bei den Getränken so gut klappte, funktionierte beim Essen überhaupt nicht. Den ersten Abend aßen wir (ungewollt) getrennt, beim zweiten Versuch kamen wir nur bis zur Vorspeise. Am dritten Tag entwickelte ich einen Plan: Wir betreiben abwechselnd Schadensbegrenzung (so viele Schilder zum Umrennen, so schöne Tischdecken zum Herunterziehen, so interessante fremde Taschen zum Durchwühlen...), bis alle drei Teller befüllt sind. So haben wir eine maximale Esszeit.
Der Plan wurde von Tag zu Tag verfeinert und wir entdeckten hilfreiche Zeit-hinaus-Verzögerer. Auf Platz eins lag eindeutig der Salzstreuer, denn der Prinz konnte sich minutenlang damit beschäftigen, die Speisen mit Salz zu verfeinern. Das Beste daran: Er aß sie anschließend, auch salzigen Schokokuchen.
Ebenfalls hilfreich waren die spannende Schwingtür zur Küche und der Hochstuhl an sich. „Du bist fertig? Dann kannst Du ja den Hochstuhl schon mal zurückbringen.“ „Super, danke! Guck mal, da hinten steht noch einer. Willst Du den auch wegstellen?“
An Tag zwei auf Mallorca wollten wir den nächsten Versuch starten, das Meer zu besuchen. Es sah gut aus, der Prinz hatte keine Einwände und bereitete sich gedanklich bereits auf den Kleckerburgbau vor. Doch dann, wie sollte es anders sein, entdeckte er am Wegesrand den Spielplatz – und dahinter den Kinderpool. Die Sache war somit klar: Tagesplanung abgeschlossen.
Im Kinderbecken wimmelte es nur so von kleinen Urlaubern, von denen einige Wasserfahrzeuge mit sich führten. Ein fliegendes Boot weckte besonders großes Interesse beim Prinzen. Nach einer Testfahrt resümierte er: „Ich wollte auch mal so ein Boot haben!“ Die typische Urlaubsreaktion der Eltern: „Na klar, mein Schatz, holen wir.“
Gesagt, getan. Der hoteleigene Laden führte alles außer Flamingos, das heißt, neben dem begehrten Boot-Flugzeug-Mischwesen auch Delfine, Krokodile, Dinosaurier... Ich verrate jetzt mal nicht, was im Laufe des Urlaubs alles bei uns landete. Na gut, eine Sache:
Eigentlich wären die Wasserfahrzeuge perfekt für ein Besuch am Meer geeignet, oder?
Fortsetzung folgt...
Kommentare
Kommentar veröffentlichen