„Ich will auch auf die Bühne!“ Familienurlaub auf Mallorca (Teil 3)


Der dritte und letzte Teil unseres Reiseberichtes.


Alle guten Dinge sind drei

Am dritten Tag unternahmen wir den dritten Versuch, ans Meer zu gelangen – und waren endlich erfolgreich!
Gut ausgerüstet mit Picknickdecke, Wasserspielzeugen und Snacks stand einem gemütlichen Strandtag nichts im Wege. Fanden wir. Der Prinz hingegen konnte sich Besseres vorstellen. Buddeln? Langweilig! Kleckerburg bauen? Iiih, da wird man ja dreckig! Baden? Hilfe, nein, das Wasser ist zu nass! Bereits nach ein paar Minuten wollte er zurück nach Hause. Als wir ihm diesen Wunsch abschlugen, da wir wenigstens einmal kurz ins Wasser hüpfen wollten, setzte er sich abseits auf einen schiefen Turm aus weggeworfenen Paletten und schmollte. „Ich mag keinen Strand!“


 
Strand und Meer? Wie öde!

Wie eine Notlüge zum Wunder von Mallorca führte

Würden wir den Strand je wiedersehen? Wir machten uns wenig Hoffnung, als wir am nächsten Tag von der Hotelanlage aus einen Blick auf das Meer warfen. „Guck mal, da ist ein Boot“, sagten wir eher beiläufig. Der gelangweilte Prinz geriet bei diesen Worten in helle Aufregung. „Ein Boot? Ich will auf den Arm!“ Und dann: „Ich wollte auch mal mit so einem Boot fahren!“ Wir blickten uns verschwörerisch an und erfanden eine kleine Lüge: „Wenn Du Boot fahren möchtest, müssen wir zum Strand gehen. Nur dort kann man Tickets kaufen.“  

In rasendem Tempo erreichten wir den Strand, unterwegs besorgten wir natürlich Tickets. Dort angekommen, musterte der Prinz die Boote und stellte Überlegungen an. Würden wir das weiße oder grüne Boot nehmen? Würden wir oben oder unten sitzen? Würden wir nach rechts oder links fahren? Er war so beschäftigt, dass wir uns sogar kurz auf die Decke legen konnten.
Während ich meinen Blick schweifen ließ, sah ich etwas Pinkes im Augenwinkel. Mein Herz schlug schneller. Das war doch nicht etwa ein... FLAMINGO? Ich richtete mich auf und trank einen Schluck Wasser. Der Flamingo war immer noch da, auch nach mehrmaligem Blinzeln – ich halluzinierte also nicht. Aufgeregt erzählte ich dem Prinzen von meiner Entdeckung und er stürmte sogleich zum Schwimmreifen.
Die Besitzer, ein verkuscheltes Pärchen, waren so nett und erlaubten ein Probesitzen. Der Prinz war im siebten Himmel. Gab es in diesem Ort vielleicht einen unentdeckten Laden, der dem Flamingo-Boykott der ansässigen Händler die Stirn bot? Leider nein, wie ich zwischen zwei Küssen erfuhr. Der Schwimmreifen stammte aus einem anderen Ort.


„Ich habe gar nicht gekotzt!“

„Eine Seefahrt, die ist lustig, eine Seefahrt, die ist schön“ bedeutet bei mir: Drinnen im Schatten sitzen, mit Herzrasen in eine Tüte atmen und sich dem Elend der Seekrankheit hingeben.
Während ich am Tag des Bootsausflugs still vor mich hin litt – was tut man nicht alles für seine Liebsten – erkundete der Prinz das Schiff und genoss mit seiner Mama die Aussicht. Fünf Minuten vor dem Ziel schlug die „Stimmung“ jedoch auch bei ihm um und er gesellte sich zu mir. „Mir ist schlecht“, jammerte er und verlangte nach einer Tüte. Schweigend saßen wir nebeneinander und versuchten, unsere Mägen zu besänftigen.

Nach der Ankunft taumelten wir noch etwas, aber nach und nach kehrten unsere Lebensgeister zurück. Mama: „Und, hat Dir die Bootsfahrt gefallen?“ Das Fazit des Prinzen: „Ja. Und ich habe gar nicht gekotzt!“

Der Ausflug schien ihm wirklich gefallen zu haben, denn er erzählte täglich davon. Dabei vergaß er nie zu erwähnen, dass er „gar nicht gekotzt“ hatte, sondern „nur fast“.
Eine ähnliche Begeisterung riefen die abendlichen Shows in der Hotelanlage hervor.


„Ich will auf die Bühne!“

Das klassische Bild – die Kinder sitzen vor der Bühne und klatschen begeistert mit – traf auf den Prinzen genau einen Abend lang zu. Am zweiten Abend genügte ihm das Bespaßungsprogramm allein nicht mehr, er wollte selbst mitgestalten. „Ich will auch auf die Bühne“, verkündete er und steuerte zielstrebig die Treppe an. Da weder gutes Zureden noch ein klares „nein“ halfen, mussten wir ihn mehrmals einfangen und unter Protest vom Bühnenaufgang wegtragen.
Als er endlich einsah, dass aus einem eigenen Auftritt nichts wird, wurde das Programm gänzlich uninteressant. Die Musik an sich jedoch nicht, sie diente fortan als Hintergrundbeschallung für die sportlichen Aktivitäten des Prinzen: den Hang herunterrollen, über Mauern klettern, in Büschen verstecken spielen und über die Füße der Zuschauer springen. Zwischendurch holte er sich einen Schluck Kaffee ab – der Tipp der Internetcommunity „lass Dein Kind ruhig Kaffee kosten, es wird ihm eh nicht schmecken“ lief bei uns mal wieder ins Leere. Ohne ein „Stopp“ unsererseits würde der Prinz literweise Kaffee verdrücken.
Was ist hinter der Mauer?
Auf jeden Fall etwas Interessanteres
als das Bühnenprogramm.

Mh, Kaffee!

„Ich will hinter die Bühne!“

Da aus dem Projekt „Ich will auf die Bühne!“ nichts wurde, plante der Prinz nach ein paar Abenden um. Das neue Ziel lautete: „Ich will hinter die Bühne“.
Er bewies Lernfähigkeit, denn im Gegensatz zum ersten Versuch behielt er dieses Vorhaben für sich. „Guckt mal, ich bin eine Krabbe, zwick zwick“, rief er und umtänzelte die Bühne. Kurz vor der Backstagetür beendete er dann sein Schauspiel und rannte blitzschnell los. Tür auf, schwups, Kind in der Maske verschwunden. Noch ehe wir den Tatort erreichten, ging die Tür wieder auf: Der Prinz wurde von einer sichtlich verwunderten Darstellerin hinausausgeführt. „Haha, ich war da drin“, lachte er triumphierend und feierte seinen Erfolg mit einem Krabbentanz.


Die „Stänkermähnen“ kommen

Eines Abends stand das Musical "König der Löwen" auf dem Programm. Die Eingangsszene, in der auf Swahili „Nants ingnyama bagithi baba, sithi uhm ingonyama“ ertönt und ein großer Stock gen Himmel geschwungen wird, ließ den Prinzen erstarren. Augenblicklich beendete er seinen Abendsport und verfolgte das Geschehen auf der Bühne. So gebannt und vor allem so still hatten wir unseren Sohn noch nie gesehen. Besonders die „Stänkermähnen“, also die stänkernden Hyänen, hatten es ihm angetan. Bis zur Abreise schaute er mehrmals täglich nach, ob die Stänkenmähnen eventuell wieder aufgetaucht waren.


Die Rückreise

Nach zehn aufregenden Tagen hieß es auf Wiedersehen, Mallorca. Noch ein letzter Schokosaft und los ging es zum Flughafen. Da wir als Nichtautofahrer nicht daran gedacht hatten, dass es tagsüber mehr Straßenverkehr gibt als am späten Abend, waren wir von der doppelten Reisedauer völlig überrumpelt. Zudem bedeuteten viele Autos häufiges Bremsen, was zur folgenden Situation führte: eine sich vor Übelkeit im Delirium befindende Mami, ein quengeliges und überhitztes Kleinkind sowie eine Mama mit Kopfschmerzen und Magenkrämpfen.

Als wir nach der Horrorfahrt Palma erreichten, fragten wir uns, wie wir den Rest der Rückreise überstehen sollten. Zu Hilfe kam uns eine Springbrunnenanlage, die sich direkt vor dem Flughafen befand. Dieses Mal lobten wir die „kinderlosen Architekten mit ihren Ideen“ und sanken erschöpft auf eine Bank.

Im Flugzeug waren wir wieder halbwegs hergestellt und der Prinz benahm sich wie auf der Hinreise. Dieses Mal fielen seine Eskapaden jedoch kaum auf, da sich mehrere Kinder mit Wut- und Schreianfällen an Bord befanden. Wir konnten uns also entspannt zurücklehnen und mit dem Tisch-aufklappen-Tisch-zuklappen-Geräusch im Ohr wegdämmern...


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