Du willst mir drohen? *schadenfrohes Kinderlachen*
Das Aussprechen von Drohungen ist kein feiner Charakterzug – erst recht nicht Kindern gegenüber. Wenn die Nerven blank liegen oder die Verzweiflung überhandnimmt, kommt hin und wieder dennoch der ein oder andere Spruch über die Lippen. Wie (nicht nur leere) Drohungen in Windeseile entschärft werden können, zeigt der Prinz in folgendem Blogpost.
Noch keine vier Jahre alt und schon ein Meister im Totquatschen. Wenn der Prinz diese Fähigkeit einsetzt, verliert jegliche Drohung an Substanz, die Schlagfertigkeit seines erwachsenen Gegenübers sinkt gegen Null. Doch lest selbst...
Ordnung muss sein
Eine beliebte Strategie des Prinzen, um einem Drohenden den Wind aus den Segeln zu nehmen, ist sein Pochen auf das Motto „Ordnung muss sein“.
Wir befinden uns auf der Autobahn und der Prinz tobt, weil er ohne Kindersitz fahren will – am liebsten hinter dem Steuer. Immer wieder versucht er, sich abzuschnallen. Da weder Ablenkung noch Argumente helfen, fällt eine (zugegeben, völlig sinnlose) Drohung:
„Wenn Du nicht aufhörst, herumzutoben, musst Du aussteigen und laufen.“ Sofort hält er inne, lächelt triumphierend und meint: „Ha, das geht nicht. Ich kann hier nicht laufen, auf der Autobahn gibt es ja keinen Bürgersteig.“ Holt Luft und tobt von neuem.
Auch die klassische Drohung „Wenn Du Deine Sachen schmeißt, kommen sie in den Müll!“ bleibt ohne Wirkung. Alles, was den Prinzen in solchen Momenten interessiert, ist die Mülltrennung und -entsorgung:
„In den Müll? Meinst Du, in die schwarze Tonne? Oder die graue? Kommt das dann morgen auch in das Müllauto?“
Die Frage nach den Details
Ebenfalls häufig zum Einsatz kommt die Taktik „Ach, wie interessant! Und wie genau?“.
Der Prinz findet es lustig, uns mit seinem neuen Fahrrad absichtlich in die Hacken zu fahren – immer und immer wieder. Einige Schmerzen später drohen wir wütend: „Wenn Du uns noch einmal anfährst, bringen wir das Fahrrad zurück in den Laden – dann hast Du keins mehr.“
Was macht der Prinz? Er zeigt sich interessiert: „In den Laden? Meinst Du den Fahrradladen am Alexanderplatz? Wie bringen wir das Fahrrad denn zurück, fahren wir mit der Bahn? Und wo im Laden stellen sie es hin, wenn wir es zurückbringen? Können das dann andere Leute kaufen?“
Ein abendlicher Wutanfall ist in vollem Gange und wir fangen an, uns ernsthaft Sorgen um die Nachbarn zu machen. „Bitte brülle nicht so laut, die Nachbarn schimpfen sonst oder rufen sogar die Polizei.“
Der Prinz will es genau wissen: „Welche Nachbarn denn? [Nennt Namen] oder [nennt Namen]? Sind die überhaupt schon zu Hause? Rufen sie die Polizei mit dem Handy an? Und wird die Polizei dann bei uns klingeln?“ Und dann, mehr zu sich selbst: „Ins Gefängnis kann ich ja nicht, das ist nicht für Kinder.“
Der Prinz darf mit zur Fahrschule, um seiner Mama beim
Üben zuzuschauen. Als die Zeit drängt, fängt er an zu trödeln. „Wir müssen uns
beeilen, sonst fährt der Fahrlehrer wieder weg“, erklären wir.
Cleverness siegt
Wenn es darum geht, Ansagen zu umgehen und den eigenen Willen durchzudrücken, sind Grauzonen äußerst praktisch:
Wir wollen zum Supermarkt, der Prinz will sein halbes Kinderzimmer mitnehmen. „Nein, so viel kann ich nicht tragen. Du kannst eine Sache mitnehmen – oder gar nichts.“
Er geht in sein Zimmer und kommt mit einem Korb voller Spielzeug zurück. Mit verschmitztem Lächeln lässt er den Korb vor meinem Gesicht pendeln: „Guck, ich nehme diesen Korb mit. Das ist nur eine Sache.“
Na und? Es gibt doch Alternativen!
Diese Denkweise bekam des Prinzen Mama zu spüren, als sie ihn schützen wollte:
Er sprang wie ein Irrer auf dem Sofa herum, nah an der Kante und waghalsiger als sonst. Als er nicht hörte, meinte sie leicht eingeschnappt: „Wenn Du herunterfällst, tröste ich Dich nicht!“
„Dann tröstet mich eben Mami“, gab er lässig zurück und nahm Anlauf.
Wie Du mir, so ich Dir
Von einem Dreijährigen an die Wand gequatscht und entlarvt zu werden, ist nicht immer angenehm; aber nach dem ersten Seufzer auf jeden Fall lustig. Gut so! Auf diese Weise werden wir rechtzeitig daran erinnert, dass Drohen keine akzeptable Strategie ist.
Dies wird spätestens dann deutlich, wenn wir selbst Opfer von Drohungen werden:
„Mache jetzt (x), na los! Sonst brülle ich ganz laut und dann kommen die Nachbarn!“
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