Imaginäre Freunde – Eulette aus dem Holzhaufen lässt grüßen
Lange habe ich mich davor gefürchtet, doch nun ist es passiert: Die ersten unsichtbaren „Geheimfreunde“ des Prinzen sind aufgetaucht. Und ich teile mir sogar ganz mutig einen Stuhl mit ihnen...
Jeder, der Horrorfilme mag, weiß: Kinder können gruselig sein. Sehr sogar. Auch im Internet kursieren zahlreiche Schauergeschichten – die online Zeitschrift HuffPost hat einige davon gesammelt. Wer eine Kostprobe möchte, wird hier fündig.
So spannend diese Erzählungen sind, selbst möchte man es nicht unbedingt erleben.
Die gruselige Ecke
Dem Prinzen waren unsere Befindlichkeiten jedoch egal, denn er zeigte bereits einige Wochen nach der Geburt erste Anzeichen für „übersinnliche Kontakte“. Während des Trinkens blickte er stets interessiert in dieselbe Ecke seines Zimmers und begann zu lächeln. Er schäkerte und benahm sich exakt so, wie in Interaktion mit seinen Mitmenschen – nur, dass dort niemand war, nicht einmal ein Bild.
Glücklicherweise waren wir zu dieser Zeit viel zu müde, um uns ausgiebig zu gruseln, und vergaßen diese Episode am Ende der Flaschennahrung. Erst als der Prinz circa zwei Jahre alt war, wurden wir durch Hilferufe aus dem Babyfon an die imaginären Wesen erinnert.
Kampf der Kuscheltiere
„Neeein, stopp! Geh weg, das ist mein Bett! Hey, ich habe nein gesagt! Maaaami...“ Hysterisches Kreischen. Besorgt stürmte ich ins Kinderzimmer und fand den Prinzen zusammengekauert am Ende seines Gitterbettes vor. Auf dem Kopfkissen thronte ein Teddy. „Mami, der Teddy ist böse. Er lässt mich nicht schlafen. Er sagt, das ist sein Bett“, erklärte er unter Tränen. „Nimm ihn weg!“ Ich kam dem Wunsch selbstverständlich nach. „Ganz weit weg, ich will ihn nicht mehr sehen.“ Der Unruhestifter schmort bis heute in einer Truhe.
Dies war kein Einzelfall. Einige streitsüchtige Kuscheltiere hatten es nicht nur auf den Prinzen abgesehen, sondern auch auf dessen liebstes Schmusetier Schafi. Ein abendlicher Kampf der Kuscheltiere war keine Seltenheit, wobei Schafi nach Leibeskräften vom Prinzen unterstützt wurde. Standen die Chancen schlecht, wurden die Mamas hinzugerufen und mussten die Fieslinge aus dem Bett schmeißen.
In dieser Phase konnten wir die imaginären „Freunde“ zwar nicht hören, aber immerhin sehen. In der nächsten Stufe fiel auch das weg.
Eulette und der Wolf
Im Herbst letzten Jahres rannten wir über den Hof der Großeltern, in dessen Mitte ein großer Holzhaufen lag. Plötzlich stoppte der Prinz mitten im Sprint und deutete mir an, ebenfalls anzuhalten. „Ssssh, guck mal, da ist Eulette. Sie schläft.“ Ich gab mir große Mühe, sah aber nur Holzscheite. „Genau hier, siehst Du sie nicht?“, fragte er verwundert und tippte voller Überzeugung auf ein kleines Loch. Wir einigten uns darauf, dass nur Kinder Eulette von den PjMasks sehen können. Da der Prinz keine Furcht zeigte, ließ ich sie schlafen.
Die nächste Bekanntschaft mit dem Unsichtbaren schloss ich auf dem Spielplatz. Der Prinz wollte schaukeln, blieb aber vor der leeren Schaukel stehen und zog einen Flunsch. „Was ist denn, warum kletterst Du nicht rein?“ „Das geht nicht, da sitzt ein Wolf drin.“ Nachdem ich herausgefunden hatte, dass es sich um ein Jungtier handelte, das nicht böse war, schlug ich vor, sich anzufreunden. Der Prinz war von der Idee begeistert – die beiden schaukelten eine halbe Ewigkeit in Eintracht zusammen. Am Ende des Tages half der Prinz dem kleinen Wolf, in den Buggy einzusteigen, und wir fuhren nach Hause.
Das unsichtbare Tier fühlte sich in unserer Wohnung offensichtlich wohl, denn es bleib einige Tage. Der Prinz hielt mich über den Aufenthaltsort auf dem Laufenden; besonders beliebt waren die Küche und das Kinderzimmer. Manchmal kam der Wolf auch mit zum Zähneputzen.
Eines Morgens meinte der Prinz: „Der kleine Wolf ist jetzt groß geworden. Er wird nun nicht mehr bei uns wohnen.“
Das blaue Trio
Lange Zeit war es still um die imaginären Freunde, doch kürzlich kamen sie zurück – im Dreierpack.
An einer Bushaltestelle bat mich der Prinz, meinen Platz freizumachen, denn sein „Geheimfreund“ Kokosnuss wollte sitzen. Dessen Freunde Tschips und Tschio hatten schließlich schon einen Sitz ergattert. Da ich dem Wunsch nachkam, erzählte mir der Prinz bereitwillig mehr über seine neuen Begleiter. Er hatte das Trio im vorherigen Bus kennengelernt. Es waren Tiere, die jedoch die Menschensprache beherrschten. Das Beste: Alle drei trugen blaue Jacken.
Nachdem ich die Einzelheiten kannte – und da der Prinz sie (Geheim)freunde nannte – wagte ich, ebenfalls Kontakt aufzunehmen. Ich bat Kokosnuss zu rutschen, damit wir uns einen Sitz teilen könnten. Er sagte ja!
Erstaunt über mich selbst stelle ich fest: Solange aus den Geheimfreunden nicht eines Tages Geheimfeinde werden, ist alles nur halb so gruselig wie befürchtet.
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