Fang mich doch, Du Eierlikör! Kinder und der liebe Alkohol


In einer Gesellschaft, die sowohl freudige als auch traurige Anlässe mit Alkohol begießt, kommen Kinder zwangsläufig mit hochprozentigen Getränken in Kontakt. Wie geht der Prinz von Moabit mit dem Alkoholverbot für Minderjährige um?

Keine Sorge, der ist nur betrunken

Ich amüsiere mich immer wieder gern über eine Kindheitsgeschichte meines Vaters: Als er etwa zwei Jahre alt war, benahm er sich eines Abends laut Aussagen meiner Großmutter plötzlich „sehr seltsam“. Zudem wurde er ungewöhnlich quengelig und seine Wangen waren heiß – der Arzt wurde gerufen. Nachdem dieser einen kurzen Blick auf den kleinen Patienten geworfen hatte, gab er Entwarnung: „Alles gut. Ihr Sohn ist nur betrunken.“
Wie hausinterne Ermittlungen ergaben, hatte der Zweijährige zuvor eine Schnapsflasche gefunden und unbemerkt damit „gespielt“.

Solche Unfälle blieben uns bisher glücklicherweise erspart. Dennoch hat der Prinz mit seinen drei Jahren bereits Erfahrungen mit Alkohol gesammelt – wenn auch in anderer Form.


Oh wie toll, ein Steckspiel!

Da wir zu Hause keinen Alkohol trinken, war der Anblick eines für die Gäste gekauften Bierkastens am ersten Geburtstag eine Neuheit für den Prinzen. Sofort steuerte er das unbekannte Objekt an und begann mit der Inspizierung. Flaschen? Kenne ich! Ob da auch Milch drin ist? Mal kosten... natürlich nicht! Durch die Geschichte meines Vaters vorgewarnt, konnte ich rechtzeitig eingreifen und erklären, dass alkoholische Getränke nur für Erwachsene sind; so, wie Flaschenmilch Babys und Kleinkindern vorbehalten ist.

Der Prinz zeigte sich einsichtig und konzentrierte sich fortan auf die Erwachsenen: Wer hatte noch kein Bier, wessen Flasche war leer? Er krabbelte geschäftig durch die Wohnung und transportierte Bierflaschen hin und her.
Der Kasten selbst war ebenfalls interessant, denn man konnte die verschiedensten Dinge einsortieren. Viel besser als jedes Kindersteckspiel! 


Quelle: Pixabay
Grundnahrungsmittel Bier?
Mmm, das riecht lecker!

Jetzt, da sich der Prinz mit Bier auskannte, konnte er sein Wissen um Sekt und Wein erweitern. Als er diese Getränke auf einer anderen Party entdeckte, hielt er sie für Saft und wollte kosten. Wir mussten leider verweigern. „Darf ich riechen?“ Er beugte sich fachmännisch über die Gläser und verglich den Geruch. Das Fazit: „Mmm, das riecht lecker!“

In den folgenden Wochen schien er eine Umfrage durchzuführen, denn er erkundigte sich bei sämtlichen Erwachsenen – natürlich in den unmöglichsten Situationen – nach deren Vorlieben: „Trinkst Du lieber Sekt oder Wein?“ 


Fang mich doch, Du Eierlikör!

Der Geburtstag der Tante bot die nächste Gelegenheit, um eine weitere Variante des Alkohols kennenzulernen: Liköre.
Nachdem der Prinz das Wort „Eierlikör“ gelernt hatte, dichtete er den Slogan „Fang mich doch, Du Eierloch“ um und unterhielt die Gäste mit „Fang mich doch Du, Du Eierlikör“, während er im Trampolin herumtobte.

Was ist die nächste Stufe von Likör? Genau, Schnaps.


Ein völlig neuer Blick auf Schokolade

Vom Schnaps erfuhr der Prinz nicht etwa durch „Kurze“ – Mon Cheri war schuld.
„Kann ich auch ein Stück Schokolade haben?“, fragte er ganz lieb, als ich mir eine Kirsche der besonderen Art in den Mund schob. „Leider nicht, da ist Schnaps drin.“ Natürlich musste ich genau erklären, was Schnaps ist und warum Kinder – und eigentlich auch Erwachsene – lieber die Finger davon lassen sollten.

Vor allem Übelkeit und Bauchschmerzen blieben dem Prinzen als mögliche Folgen des Schnapskonsums im Gedächtnis. Dementsprechend skeptisch beäugt er seitdem Schokolade. Möchte ihm zum Beispiel ein Verkäufer ein Stückchen schenken, fragt er zunächst: „Ist da Schnaps drin?“ Wenn es ganz blöd läuft, fügt er hinzu: „Kinder dürfen keinen Schnaps essen. Aber meine Mami mag Schnaps.“

Auch Kekse sind verdächtig: Nachdem der Prinz einen geschenkten Keks gegessen hatte – selbstverständlich ohne Alkohol – fasste er sich an den Bauch und jammerte: „Mir ist schlecht. Ich glaube, da war Schnaps drin.“


  
Der Alkohol im täglichen Leben

Bei Spaziergängen durch die Stadt bemerkte der Prinz über die Zeit, dass Erwachsene nicht nur auf Partys Alkohol trinken. Hier ein Bier in der U-Bahn, dort eine torkelnde Frau mit glasigen Augen, da eine Gruppe grölender Besoffener. In diesem Zusammenhang interessierte er sich für die verschiedenen Kategorien von Ess- und Trinkgelegenheiten: Was ist ein Restaurant, was ein Imbiss, was eine Kneipe?
Er lernte schnell und gab sein Wissen gern auf der Straße weiter, auch an wildfremde Leute: „Das hier ist eine Kneipe. Da kann man Bier trinken, Schnaps, Wein und Sekt. Aber Kinder dürfen da nicht rein.“

Ich hoffe, dass der Prinz und alle anderen Kinder die Zeit des Alkoholverbots nutzen, um bis zur Volljährigkeit zu verstehen, dass „der liebe Alkohol“ gar nicht so lieb ist – sondern viel zu oft ein Sprungbrett ins Verderben.

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Kommentare

  1. Ich finde es gut, wie du deinen Prinz an Alkohol heranführst :) Und sehr süß, wie er die Gäste mit Bier versorgt hat :D Ich weiß noch als ich klein war hab ich ausversehen Traubensaft mit Wein verwechselt und aus dem falschen Becher getrunken. Mensch haben sich meine Eltern da Sorgen gemacht :D Aber es war alles gut :)

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    1. War es genug, um zum Partytier zu mutieren? :-D Die Sorge Deiner Eltern verstehe ich gut, aber da damals alles gut ausgegangen ist, ist es im Nachhinein eine lustige Familiengeschichte... Liebe Grüße!

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