Urlaubsmarathon mit Kleinkind: Boltenhagen – Porto Pino – Cagliari (Teil 3)


Unser drittes Reiseziel, Cagliari, wurde weder von uns und noch von unseren Freunden ausgewählt – „Schuld“ war die Flugroute von Eurowings.
Warum Autos unbedingt Flügel brauchen, wie entspannend ein Pool direkt an der Autobahn sein kann und was es mit dem Holzschuppen für Stänkeriche auf sich hat, erklärt dieser letzte Teil unseres Reiseberichts.

  
Auf Wiedersehen, Porto Pino!
Nicht Guiseppe?

Da uns für die Rückreise zur anderen Seite der Insel kein Freundschaftstransfer zur Verfügung stand, waren wir auf einen Shuttle-Service angewiesen. Die Google-Suche machte uns auf unzählige Betrüger und unzuverlässige Anbieter aufmerksam, so dass wir das Risiko, unseren Flug zu verpassen, minimieren wollten. Die Lösung: Wir würden einen Tag früher in die Hauptstadt Sardiniens fahren und ein Hotel in Flughafennähe buchen.

Ein Transferunternehmen, das bei den online Bewertungen nicht gnadenlos durchfiel, war das von „Guiseppe“. Wir schlossen ein Gentlemen’s Agreement – mehr war nicht drin, auch nicht für sicherheitsliebende deutsche Touristen – und wurden nicht enttäuscht. Guiseppe erschien samt Fahrzeug überpünktlich und zeigte sich bestens gelaunt.
Allerdings reagierte er nicht auf seinen Namen, als der Prinz ihn neugierig ansprach und wissen wollte, wo genau im Auto sich die Klimaanlage befand. Verständlich, wie wir kurz darauf feststellten, denn Guiseppe hieß eigentlich Guillermo.  


Körper und Geist in Bewegung

Während der Fahrt von Porto Pino nach Cagliari bewegten sich nicht nur unsere Körper durch Raum und Zeit, sondern auch unsere Gedanken. Vorn im Auto philosophierte Guiseppe aka Guillermo über die (eventuell fehlende) Zukunft der EU, die Trägheit der Sarden und die Verlogenheit der Katholischen Kirche, auf dem Rücksitz machte sich der Prinz Gedanken über mögliche Rettungswege bei einem Vulkanausbruch. Wie bereits auf der Hinfahrt betrachtete er die Berge, hatte aber dieses Mal die Theorie, dass diese in Wahrheit Vulkane sein könnten. Was wäre im Fall eines Ausbruchs zu tun?
Neben der generellen Flucht per Flugzeug oder dem Ausweichen durch hohe Sprünge dank Superkräften entwickelte er eine zukunftsweisende Lösung: „Autos müssten auch Flügel haben, nicht nur Räder. Wenn man fährt und ein Vulkan ausbricht, dann könnte man die Flügel aktivieren und einfach wegfliegen.“ So, liebe Ingenieure, macht euch ans Werk!


Wie sich Freude in Trägheit und Dekadenz verwandelte

Im Hotel angekommen, hüpften wir vor Entzückung durch das Zimmer und riefen Dinge wie „Oh mein Gott, ein Bett ohne Sand“, „Wahnsinn, ich bin zweimal barfuß durch den Raum gelaufen und habe immer noch saubere Füße“ und „Wow, kein dreckiges Geschirr zu sehen“. Auch wenn wir uns alle Mühe gaben: Selbstversorgung mit drei Familien hat ihre Spuren hinterlassen.

Als wir uns alle drei auf das große Bett (ohne Sand!) fallen ließen, wurde aus der Freude langsam Trägheit. Essen wäre nicht schlecht... aber dazu müsste man ja aufstehen... und schon klopfte die Dekadenz an: Wie wäre es denn mit Zimmerservice?
Wir warfen einen Blick auf die Preise und befanden sie als „astronomisch“. Zwei Minuten später riskierten wir einen zweiten Blick und hielten sie nur noch für „sehr hoch“. Beim dritten Versuch fanden wir hundert Gründe, um uns die Preise schönzureden und dennoch zu bestellen.  

Froh über unsere dekadente Entscheidung nahmen wir zwanzig Minuten später unser Essen – es wurde tatsächlich filmreif unter silbernen Hauben serviert – entgegen und speisten liegend im Bett. Nun würden wir zwar statt Sand Krümel im Bett haben, aber hey, silberne Hauben!
Zur Verdauung bot sich ein Besuch am Pool an.  


Eine Oase an der Autobahn

Unser Hotel befand sich in Flughafennähe – das heißt, mitten im Niemandsland an der Autobahn. Der Pool wurde von Motorgeräuschen und dem Geklapper großer Lastwagen beschallt – für Großstädter wie uns eine perfekte Kulisse, um wegzudösen.
Auch der Prinz hatte Spaß. Natürlich nicht am auf-der-Liege-Abhängen, aber an der Unterwasserkamera. Er legte den Fokus eindeutig auf Actionaufnahmen, denn er machte verschiedene Experimente mit dem Ziel, die Kamera möglichst schwung- und effektvoll ins Wasser zu schleudern. Die Aufgabe der Mamas bestand in Phase eins darin, anschließend nach dem Gerät zu tauchen – „Aber ganz schnell, bitte!“ – und das Video zu stoppen. Phase zwei beinhaltete, dass einer der Erwachsenen gemeinsam mit der Kamera ins Wasser fallen musste.
Die Aufnahmen können sich sehen lassen – sie wirken wie „Der weiße Hai“ und „Open Water“ in komprimierter Form.   


Ein Holzschuppen für Stänkeriche

Ein bisschen Kultur kann nicht schaden, dachten wir uns am Abend und entschlossen uns zu einem Ausflug in die Innenstadt. Ein Taxi setzte uns vor der großen Kathedrale Santa Maria di Castello ab und der Prinz war neugierig: „Ich will reingehen. Mal gucken, was da drin so los ist.“
Für Kirchenverhältnisse war eine Menge los, denn es war Messe. Zahlreiche Menschen in „ungewohnter Kleidung“, die einen „seltsamen Singsang“ von sich gaben, waren zu bewundern. Den Prinzen interessierte jedoch nur eines: „Mami, was ist das für ein kleiner Schuppen da?“
Ich erklärte, dass dieser Holzschuppen, auch Beichtstuhl genannt, für Stänkeriche gedacht ist: Diese können darin erzählen, was sie angestellt haben. „Auch, wenn man nur ein bisschen gestänkert hat?“, wollte er wissen. Bevor eine Antwort kam, schob er nach: „Komm, wir gehen lieber wieder raus.“

Ein Blick auf Cagliari

Die große Liebe wartet im Supermarkt

Auch das Essverhalten zählt zur Kultur, weshalb ein Besuch im Supermarkt nicht fehlen durfte. Als der Prinz in einem Regal Grissini entdeckte, hellte sich sein Gesicht auf. „Holzstäbchen! Darf ich Holzstäbchen haben? Bitte, bitte.“ Er suchte sich die größte Packung aus, wiegte sie in seinen Armen und küsste sie zärtlich. „Meine Holzstäbchen, juhu.“
Das Klischee scheint zu stimmen: Auch im Supermarkt kann man auf die große Liebe treffen.


Der klassische Fotoautomat – besser als jedes Münzreittier

Nach einer erholsamen Nacht (ohne Sand!) ging es am nächsten Morgen zum Flughafen. Während der Erkundung stießen wir auf ein Gerät, das viel spannender war als jegliche Münzreittiere: ein Fotoautomat.
Fasziniert bliebt der Prinz vor der Kabine stehen und beobachtete drei Männer in orientalischen Gewändern, die immer wieder hektisch rein- und rausrannten. Irgendetwas schien nicht zu klappen, denn die Fotoausgabe blieb auch beim achten Versuch leer.
Es war klar, dass der Prinz ebenfalls hineinwollte – dafür nahm er sogar zehn Minuten Wartezeit in Kauf. Seine Freude über die Tatsache, dass bei uns tatsächlich Fotos herauskamen, war riesig.


Zurück in Berlin

In der Heimat angekommen, zog es den Prinzen keineswegs direkt nach Hause: „Ich will erstmal einen Döner essen.“ Moabit, yo! 💗


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