Mein Sternzeichen ist Cowboy – ein Blick ins Buch „Oma hat Reservehaut am Arm“ von Enno Münster (Kooperation)


Vom Sternzeichen Cowboy, von Beruf Linksanwalt und für das Seelenheil Mitglied bei den Zeugen Casanovas? Durchaus denkbare Optionen, wenn man Kindern zuhört.


Der Schriftführer der Kinder

Genau dies hat Enno Münster, unter anderem selbst Vater, getan. Er lauschte den Weisheiten seiner Tochter Mia und sammelte zudem bundesweit philosophische Gedanken und witzige Sprüche von Kindern. Die gefundenen Schätze waren viel zu wertvoll, um sie für sich zu behalten. Die Konsequenz: Der Schriftführer der Kinder wurde durch das neu erschienene Taschenbuch „Oma hat Reservehaut am Arm. Kindersprüche unzensiert“ zu deren Sprachrohr und schuf eine beeindruckende Sammlung für die Nachwelt.
Dank Enno und dem Goldmann Verlag, die mir ein Exemplar überließen, durfte ich in die Welt der Kinderlogik eintauchen. Was habe ich gelernt?
Enno Münster, Goldmann Verlag, Randomhouse
Copyright: Goldmann Verlag


Vom Genie zum Menschen?

Eine knappe Zusammenfassung könnte lauten: „Kinder werden als Genies geboren und zum Menschen erzogen.“ Diese Erkenntnis lauert in allen 16 Kategorien, in die die Kindersprüche im Rahmen des Buches eingeteilt wurden, wie zum Beispiel „Kulinarisches“, „Geschlechterkampf“ oder „Großwerden & Altern“. Frei von Normen, Konventionen und eingefahrenen Denkmustern liegt die Welt offen vor ihnen und wird mit einem Blick für das Detail erforscht. Folgende sechs Essenzen lassen sich herausfiltern.


Achte auf Deine Worte und Taten, denn sie kommen zurück

Du möchtest, dass Dein Kind das Chaos in seiner Kinderküche beseitigt? Dann überprüfe zunächst besser Deinen eigenen Haushalt, denn sonst könnte Dir ein Spiegel vorgehalten werden: „Schau Dir Deine Küche an...“
Auch „Machtspielchen“ können sich rächen und im Rentenalter mit voller Wucht auf einen zurückfallen. Du erlaubst dem Kind keinen Hasen als Haustier? Bitte schön, aber dann kriegst Du später auch keine Enkelkinder! Fernsehen ist tabu? Dann bereite Dich schon einmal auf Deine medienfreie Zeit im Alter vor.


Sprichwörter sind so eine Sache...

...die Kinder oft viel zu genau nehmen. So kann es passieren, dass eine Flasche Ketchup sich selbst auf den Kopf gestellt wird, um mehr Inhalt herauszubekommen, oder vermutet wird, man könne dicke Luft nach einem Streit durch das Öffnen eines Fensters vertreiben.
Die bildhafte Sprache kann ebenfalls zu lustigen Konstruktionen führen: So wird Zuckerwatte zur Esswolle und aus den erwarteten Malern während einer Renovierung werden bestellte Stricher.
Kommen Hörfehler hinzu, wird es noch lustiger: Kennt ihr den Erdbeerschorsch (Erzbischof) und bezahlt auch manchmal aus der Pornokasse (Portokasse)?


 Ab 30 gilt man als antik

Diese Ansicht wird durch Kinderfragen an Ü-Dreißigjährige deutlich. Mama, wie war es bei euch im Mittelalter? Onkel, hattest Du damals keine Angst vor den Dinosauriern? Oma, war der Urknall sehr laut?


Kinder sind gut im Beobachten

...und ziehen treffende Vergleiche. Die Mama, die stets hungrig und müde von der Arbeit zurückkehrt, benimmt sich exakt wie Willi aus „Biene Maja“. Sich übergeben könnte als rückwärts essen und ein Friedhof als Sterbepark bezeichnet werden. Und warum heißt es eigentlich Schuhe putzen? Man malt sie doch an!


Von den Ausreden der Kinder können Erwachsene noch viel lernen

Jemanden beißen? Nie im Leben würde ich sowas machen! Der Arm ist einfach in meinen Mund gelegt worden... Chaos? Nicht von mir, sondern von den Kuscheltieren. Oder die vielen Muskeln sind schuld...


Die Technologisierung unserer Welt macht sich bemerkbar     

Babys kommen vom Klapperstorch? In der heutigen Zeit nicht mehr, sie werden im Internet bestellt. Und wo genau muss aus Kindersicht bei Babywunsch gesucht werden? Genau, bei eBay. Aus dieser Perspektive verwundert es nicht, dass eine Nabelschnur dementsprechend als Esskabel bezeichnet wird.


„Oma hat Reservehaut am Arm“ – ein „echtes“ Buch

Es ist beeindruckend, wie talentiert Graphiker und Fotografen sein können. Hält man jedoch ein Buch in den Händen, das weder Fotoband noch Comic ist, ist manchmal etwas weniger wünschenswert. In diesem Zusammenhang ist „Oma hat Reservehaut am Arm“ eine echte Sensation, denn es kommt gänzlich ohne Symbolbilder und überflüssige Zeichnungen aus. Auch bei Text und Layout wurde auf Schnörkel verzichtet, so dass sich der Leser auf das konzentrieren kann, was wichtig ist: den Inhalt.
240 Seiten voller Buchstaben, die sich zu einer geballten Sprüche-Power zusammenfügen, wollen gelesen werden. Viel Spaß dabei – ich zumindest hatte ihn!  


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