Madame Elfenohr: meine ersten zwei Monate


Nach dem Geburtsbericht im letzten Post berichtet Madame Elfenohr nun von ihren ersten zwei Monaten auf diesem Planeten.


Erste Blicke

Eigentlich hatte ich am Tag meiner Geburt noch gar keine Lust auf die Erdlinge. Da sich meine Eltern jedoch so sehr auf mich freuten und die Ärzte mit einer Tablette auftrumpften, war ich so gütig und gab nach.
Das erste, das ich nach dem mit Fruchtwasser beschmatterten Laken erblickte, war das ungläubige Gesicht meiner Mami. Sie schien überrascht zu sein, mich zu sehen – obwohl sie darauf gelauert hatte. Auch meine Mama und die Hebammen feierten mich wie ein Wunder. Zudem schien ich eine ganz gute Performance hingelegt zu haben, denn die Ärztin sprach von einer „wunderschönen Geburt, wie im Bilderbuch“.
Diese Aussage stachelte mich an: Würde es mir gelingen, noch mehr Lob einzuheimsen? Ich versuchte es mit einem Instinkt-Trick, der in zahlreichen Babybüchern gehypt wird, robbte zur Brust und dockte an. Volltreffer, nun waren alle vollends aus dem Häuschen.


Wickeltischakrobatik

Nach ein paar Stunden Schlaf auf der Wochenbettstation war es an der Zeit für einen Richtungswechsel. Ist ja schön, anderen eine Freude zu machen, aber ich habe auch einen Willen. Und der sagt: Ich hasse die Rückenlage auf dem Wickeltisch!
Was tun, wenn man weder sprechen noch deutlich gestikulieren kann? Ich nahm die Sache kurzerhand selbst in die Hand und drehte mich einfach auf die Seite. Meine Eltern staunten nicht schlecht und dachten zunächst, sie würden spinnen. Später vollführte ich meine Wickeltischakrobatik jedoch auch vor den Augen der Schwestern, die von meiner Stärke sichtlich beeindruckt waren.


Von selig zu grantig

In den ersten drei Wochen kannte ich lediglich zwei Zustände: Engelchen und Randalemietze. Ich konnte stundenlang selig schlafen – meine Eltern waren damit völlig überfordert – aber wenn ich aufwachte, wollte ich Nährstoffe. Sofort! Ich verzichtete auf subtile Vorzeichen und ging gleich in die Vollen. Brüllen, nach der Brust greifen und nachdrücklich mit dem Bein stampfen. „Oha, da weiß aber jemand ganz genau, was er will“, lautete das Urteil der Haushebamme.

Genauso willensstark bin ich übrigens beim Thema Trageposition. Bitte immer aufrecht halten, kommt mir bloß nicht mit dem Liegen und schon gar nicht mit dem Fliegergriff!


Next!
Wenn der Spielbogen langweilig
wird, muss er eben aufgepeppt
werden

Zu Beginn der vierten Woche kam ich auf die Idee, nachzuschauen, was sich alles so außerhalb der Brust befindet. Viele Dinge, die ein Lächeln wert sind – also strahlte ich fortan meine Umgebung an.

Es gibt das Gerücht, dass Babys es lieben, Spielzeuge ausgiebig zu betrachten. Was ist los mit denen? Das ist doch öde! Genau wie mein Bruder damals, fesseln mich diese Dinge nur kurz. Nach ein paar Minuten regen sie mich dermaßen auf, dass sie weg müssen. Aber zacki, sonst schreie ich das Haus zusammen!

Meine Eltern geben sich Mühe, für Abwechslung zu sorgen, aber nur der Prinz hat es so richtig drauf. Er weiß immer, wie er mich unterhalten kann. Seien es Vorträge über die Vor- und Nachzüge der verschiedenen Saurierarten (natürlich mit Anschauungsmaterial, das er extra für mich aufbaut), Wurfexperimente mit meinen Rasseln oder Gesänge in Babysprache. Der nächste Blogpost wird ausführlicher über die Bespaßungskunst meines weltbesten Bruders berichten.  


Action in der siebten Woche

Klingt bisher alles recht idyllisch, oder? Um unser Familienleben etwas aufzupeppen, habe ich mir in der 7. Woche etwas ganz Besonderes ausgedacht: 39,1° Fieber. Wen interessiert schon der Nestschutz?
Für den Drama-Effekt habe ich mir einen Abend ausgesucht, an dem die Notaufnahmen überfüllt waren. Nicht nur die, sondern auch sämtliche Berliner Kinderstationen, so dass mich der Krankentransport bis ins tiefste Brandenburg kutschieren musste. Dort angekommen, wurde ich vier Tage stationär beobachtet, ehe ich wieder nach Hause durfte.

Während ich mit Mama in der Pampa chillte – um uns herum gab es nichts als Wald –, lag der Prinz krank zuhause. Dieser brachte es sogar auf 39,7° und hielt Mami, die ihn pflegte, in seinem Fieberwahn für einen Dinosaurier.  


Kommunikation: Level up

Nach der Genesung erlangte ich ein neues Level in der Kommunikation. Neben Augenkontakt und lächeln kann ich nun brabbeln – was ich liebe. Nichts geht über eine nette Konversation, wobei ich stets das letzte Wort haben will.

Um meinen Worten Nachdruck zu verleihen, lerne ich greifen. Bis das so richtig funktioniert, habe ich einen Joker: meine Unterlippe. Damit kann ich einen derart herzzerreißenden Flunsch ziehen, dass mir kein Wunsch abgeschlagen werden kann.


Der liebe Schlaf

Was wäre ein „Entwicklungsbericht“ ohne das Thema Schlaf? In meinem Fall kann gesagt werden, dass das „lieb“ in „der liebe Schlaf“ nicht ironisch gemeint ist. Ich mag schlafen. Am liebsten unter der hellen Wohnzimmerlampe, wenn ein paar Besuchskinder durch den Raum toben.
Hin und wieder passiert es jedoch, dass auch ich mal Hilfe beim Einschlafen brauche. Aber Achtung: Bleibt mir bloß fern mit Schlafliedern, Meeresrauschen und white noise. Autobahngeräusche sind der Zaubersound. Wie es sich eben für eine echte Hauptstädterin gehört!


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Kommentare

  1. Mega gut geschrieben, Kompliment! Eigentlich interessieren mich solche Berichte gar nicht. Sie sind ja irgendwie doch immer gleich. Aber dieser Schreibstil hat was — vorallem mein Interesse nach mehr geweckt :)

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  2. Total witzige Idee einen Beitrag aus Sicht des Babys zu schreiben. Gefällt mir sehr gut und war schön zu lesen.

    Liebe Grüße
    Melanie von https://www.lovingcarli.com/

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  3. Die erste Baby Zeit ist so spannend und geht leider viel zu schnell vorbei! Meine kleinste ist nun fast 5 Monate alt, aber an die schwierigen ersten zwei Monate kann ich mich nur zu gut erinnern. Mittlerweile sind wir ein super eingespieltes Team.
    Das mit dem Spielebogen kam bei uns auch erst etwas später.
    Viele Grüße
    Wioleta von www.busymama.de

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  4. Wie süß du das geschrieben hast, da geht einem das Herz auf. Ein tolles Kind hast du und ich wünsche dir noch wunder volle Stunden, Tage, Wochen, Monate. Genieß all die Momente.

    Viele Grüße Eileen von www.eileens-good-vibes.de

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  5. Das ist doch mal ein Eltern/Babybeitrag den ich total gerne gelesen habe :) Aus der Sicht des Babys zu schreiben finde ich eine richtig tolle Idee! Genieß die Zeit, sie geht viel zu schnell vorbei :)

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  6. Ganz zauberhaft geschrieben. Das habe ich echt gern gelesen und da geht einem das Herz wirklich auf.

    Viele Grüße
    Natascha

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