Adventskränzchen 2018: Der (Alp)traum vom Basteln mit Kindern
Das Leben mit einem quirligen Kleinkind schließt das Zelebrieren ausgiebiger Adventskränzchen nahezu aus. Die zeitliche und örtliche Flexibilität des Internets ermöglicht es jedoch, zumindest virtuelle Kränzchen abzuhalten – geschehen durch den folgenden Blogpost zum Thema „Allerlei Bastelei“.
Basteln: ein elterlicher (Alp)traum
Je nach Vorlieben und Talent(freiheit) ist das Basteln mit Kindern eine elterliche Wunschvorstellung oder ein Schreckensszenario. Obwohl unsere Begabung in diesem Bereich eher fragwürdig ist, zählen wir zur ersten Kategorie und lauern seit einer gefühlten Ewigkeit darauf, sämtliche Läden mit Bastel- und Künstlerbedarf leerkaufen zu können.
Gespannt warteten wir darauf, in welche Richtung sich die Interessen des Prinzen entwickeln würden. Doch so sehnsüchtig wir auch Ausschau nach ersten Anzeichen hielten, es kamen keine.
Vielleicht sollten wir dem Kind mit ein paar Anregungen auf die Sprünge helfen?
Erster Versuch: malen
Beschmierte Wände, bekritzelte Böden und verzierte Sofas scheinen ein Dauerthema unter Eltern zu sein. Derart exzessiv sollte die Malerei des Prinzen in unserer Vorstellung zwar nicht werden, aber ein bisschen Krickelkrakel auf dem Papier würde nicht schaden. Optimistisch deckten wir den Prinzen also mit Stiften, Tusche und Kreide ein.
Um es vorsichtig auszudrücken: Die Begeisterung hielt sich in Grenzen.
Die Stifte wurden fast komplett liegen gelassen, nur ganz selten ließ sich der Prinz zu einem 1-Minuten-Bild hinreißen. Diesen gab er dann so künstlerische Titel wie „Tür zu“.
An der Tusche interessierte ihn lediglich das Wasser, das er mischen und noch lieber trinken wollte. Und auch die Kreide nutzte er nicht zum Malen, sondern studierte verschiedene Möglichkeiten, um sie zerbröckeln zu lassen.
Vielleicht braucht er Vorgaben, überlegten wir, und besorgten ein Malbuch für Kleinkinder. Es kam gut an – allerdings nicht zum Ausmalen. Das Ziel des Prinzen bestand darin, den Vordruck gänzlich verschwinden zu lassen, bevorzugt mit seiner Lieblingsfarbe schwarz. Das sah dann so aus:
Zweiter Versuch: Stempel und Sticker
Viele Kinder haben Freude daran, stundenlang Stempelkunstwerke und Stickerwelten zu erschaffen. Daran erinnerten sich auch die Geburtstagsgäste des Prinzen und schenkten ihm zum ersten, zweiten und dritten Jahresfest alle hierfür notwendigen Materialien – die er links liegen ließ.
Auch das Vormachen inspirierte ihn nicht. Er stempelte genau zweimal, um dann festzustellen: „Das ist langweilig, das Bild verändert sich nicht. Es sieht immer gleich aus!“
Mit den Stickern verhielt es sich ähnlich. Die Vorlagen beziehungsweise Hintergründe wurden boykottiert, stattdessen versuchte der Prinz, die Sticker überall sonst anzubringen; an der Heizung, an der Hose, am Wasserglas... Da dies nicht zufriedenstellend funktionierte, landeten die Sticker ungenutzt im Schrank.
Dritter Versuch: schneiden und formen
Zupfen, ausschneiden, falten, kneten – die Optionen scheinen unbegrenzt. Dennoch sind diese in den Augen des Prinzen allesamt „total öde“. Viel spannender sind da das Cuttermesser und die Säge im Werkzeugkoffer...
Da das Spiel schnell in einen Anfall ausarten kann, vertieften wir das Basteln mit spitzen Gegenständen nicht weiter. Wie wäre es mit der harmloseren Variante „bauen“?
Vierter Versuch: bauen (lassen)
Super Idee, findet der Prinz bis heute. Allerdings baut er nicht selbst, sondern lässt bauen. Wie es sich für einen echten Berliner gehört, werden die Bauvorgaben ständig geändert oder das ganze Vorhaben wird spontan auf Eis gelegt. So ist es beispielsweise möglich, dass aus einer Kiste ein Röhren-TV mit Flügeln wird, der am Ende weder Bilder ausstrahlen noch fliegen kann. Die Erklärung des Bauleiters: „Als Flugzeug ist es zu klein und fernsehen kann man nicht, weil alle Knöpfe kaputt sind.“
Auch Pfusch am Bau aufgrund von Zeitmangel kommt häufig vor. Um eine Bude aus mehreren Decken und Stühlen zu bauen, reicht die Geduld nicht aus. „Komm Mami, wir krabbeln einfach so unter eine Decke. Das ist auch gut.“
Für mich übrigens ein sehr entspanntes Spiel – ich muss nur rumliegen und eine Taschenlampe halten, während der Prinz als Höhlenforscher Theorien über die Abdrücke an den Wänden aufstellt. Zwischendurch holt er aus seiner Kinderküche Proviant für ein Höhlen-Picknick. Um Langeweile zu vermeiden, kommt hin und wieder eine Zauberin vorbei, die „alles anders aussehen lässt“. So sind wir dann plötzlich Wale in der Tiefsee oder Omas ohne Gebiss.
Fazit: Keinerlei Bastelei
Abgesehen von Einfällen wie „ich bastle mir aus Gewürzgurken Stoßzähne“ lautet das Motto des Prinzen eher „keinerlei Bastelei“ statt allerlei. Seine Ausdruckskanäle sind eindeutig andere: quatschen (eine Karriere in PR oder Politik ist ihm gewiss), Rollenspiele und impulsives tanzen.
Für uns wird es also Zeit, einen anderen Vorwand als das Kind zu finden, um uns mit Bastelbedarf einzudecken.
Marie - Melanie - Siggi -
Steffi - Christina - Alexandra - Anne - Anita
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