Blitze, Wiedergeburt und Piraten als eigene Spezies – worüber sich Dreijährige Gedanken machen

Der vierte Geburtstag des Prinzen naht. Ein guter Anlass, um einen Einblick in die Gedankenwelt eines Dreijährigen zu geben.
Wenn ihr wissen wollt, was vor und nach dem Tod passiert und warum Raubkatzen nur ungern alte Omas essen: viel Spaß beim Lesen :-)


Naturphänomene

Ein Gebiet, mit dem sich der Prinz im letzten Jahr intensiv befasst hat, sind Naturerscheinungen. Besonders nachhaltig haben ihn Gewitter beschäftigt.

Wir sind am See, es beginnt zu gewittern:

Mami:            Jetzt gehen wir lieber nicht mehr baden, man könnte einen Stromschlag bekommen.
Der Prinz:     Okay.
                        Könnte ich in der Badewanne auch einen Stromschlag bekommen?
Mami:            Nein, da bist Du ja im Haus und geschützt.
Der Prinz:     Und wenn ich in der Wanne bin und das Fenster im Badezimmer offen ist,  kann ich dann einen Stromschlag bekommen?

Zur Natur gehören natürlich auch Tiere, für die der Prinz nach wie vor eine große Leidenschaft hegt. Wusstet ihr, dass Raubkatzen beim Fleisch wählerisch sind?

Der Prinz:      Raubkatzen essen gern Omas, aber keine ganz alten. Sie mögen nämlich keine Dekozähne*.
           
*künstliche Gebisse

In puncto Werwölfe ist er ebenfalls Experte.

Ein Hund jault:

Der Prinz:      Ist das ein Hund?
Mami:             Ein Werwolf.

Der Prinz schaut irritiert, ich bereue meine Aussage sofort.

Mami:             Nein, nein, das war nur Spaß! Das ist natürlich kein Werwolf.
Der Prinz:      Weiß ich doch. Werwölfe jaulen nur in der Nacht!

Quelle: Pixabay
Zwischen Himmel und Erde - kennt der Prinz die Geheimnisse?

Leben vor und nach dem Tod

Auch die Thematik „Leben und Tod“ hat einen großen Raum in der Gedankenwelt des Dreijährigen eingenommen. Er traf erstaunliche Aussagen, bei denen ich mich nie entscheiden konnte, ob ich schmunzeln, mich gruseln oder sie als Tatsachen hinnehmen sollte. Eines Abends klärte mich der Prinz beispielsweise über die Menschwerdung auf. Besser gesagt, über seine eigene:

Der Prinz:       Ich war mal auf einem Stern.
Mami:              Aha. Wann denn?
Der Prinz:       Früher. Der Stern hat mich geformt, während ich in Mamas Bauch war.

An einem anderen Abend erfuhr ich noch mehr Details über die früheren Leben des Prinzen:
„Ich war schon mal ein erwachsener Mann, ein böser Mann. Dann bin ich gestorben und war im Himmel, aber nur ganz kurz. Eigentlich eher unter dem Himmel, so kurz über den Wolken.
Dann bin ich geschrumpft und wurde ein Baby. Da sah die Erde ganz anders aus.“

Ich selbst scheine ebenfalls schon (ein)mal vor meinem jetzigen Leben existiert zu haben, wie ich im Urlaub auf Sardinien erfuhr:
Am Flughafen gab es eine kleine Ausstellung, in der Kriegerstatuen gezeigt wurden. Der Prinz betrachtete sie und meinte: „Mami, in diesen Statuen sind keine echten Menschen drin, ne? Die echten haben vor langer, langer Zeit gelebt. Da waren wir noch nicht auf der Erde. Da waren wir noch oben im Himmel und hatten Angst.“

Und was passiert mit (all den anderen) Verstorbenen? Der Prinz hat eine Theorie – und eine Anschlussfrage gleich dazu:
„Sie verlassen unsere Erde, das bedeutet, sie sind im Weltall. Tragen sie dann auch Anzüge wie Astronauten?“

An manchen Tagen ist er sich sicher, dass seine Theorie stimmt und Tote Raumanzüge tragen. Er weiß auch genau, wie:
„Wenn jemand tot ist, fliegt er in den Weltraum. Dort gibt es eine Kammer der Verwandlung. So werden sie dann zu Astronauten.“


Chronologie der Welt

So, wie den Prinzen das Schicksal des einzelnen Menschen interessiert, macht er sich auch Gedanken über die Geschichte unseres Planeten und seiner Bewohner. Mit Begeisterung entwirft er Chronologien der Welt, wie die folgende:
„Zuerst gab es Dinosaurier, dann kamen die Ritter. Danach lebten die Knochenbrecher – die sind aber schon ausgestorben – und jetzt leben die normalen Menschen.“

Wie im Zitat angeklungen, sind Ritter für den Prinzen keine „normalen Menschen“, sondern eine eigene Spezies. Mit Piraten verhält es sich ebenso, allerdings leben diese noch heute und legen Wert auf Handtücher mit eigenem Logo:
Der Prinz sieht ein Handtuch mit einem Totenkopfmotiv. „Oh, dieses Handtuch hat bestimmt mal Piraten gehört. Hm, aber wie ist es dann zu uns gekommen?“ Er überlegt kurz, dann hat er die Lösung: „Ah, ich weiß. Das Handtuch war bestimmt der Schatz der Piraten. Dann kam ein Polizeiboot, hat die Piraten gefangen und das Handtuch zu uns gebracht.“


Soziale Verhaltensnormen

Wenn mehrere Leute zusammenleben, müssen gewisse Regeln eingehalten werden – das hat auch der Prinz verstanden. Ganz nach dem Motto „Ordnung muss sein, aber Mitgefühl auch“ beobachtet er das Verhalten seiner Mitmenschen akribisch, wie letztens vor dem Supermarkt:
Der Prinz sieht zwei ältere Damen, die mit dem Einkaufswagen den Bürgersteig ansteuern.
„Au weia, die haben einfach den Wagen geklaut!“, sagt er ganz entrüstet. Kurz darauf etwas milder: „Naja, vielleicht haben sie einfach zu viel eingekauft und können nicht alles tragen.“

Wer entscheidet, was Kunst ist? Wie wird Deko definiert? Zumindest bei Letzterem scheint der Prinz ein breit gefasstes Verständnis zu haben:

Der Prinz:       Kann ich meine Zimmertür zumachen?
Mami:              Klar. Aber warum?
Der Prinz:       Einfach nur so, zur Deko.

Tja, Deko muss nicht teuer sein.


Wortspiele

Da der Prinz seine Gedanken gern teilt und dementsprechend viel erzählt, nehmen Worte und ihre Bedeutung eine große Rolle im Alltag ein. Wie das folgende Beispiel zeigt, können ungenaue Bezeichnungen zu interessanten Schlüssen führen:
„Ohne Hut bekomme ich einen Sonnenstich?! Das heißt, die Sonne kann stechen. Sie hat also Stacheln?“

Auch Redewendungen können zu Falschannahmen und Gelächter verleiten.

Der Prinz hört den Soundtrack von "König der Löwen" und ruft mich herbei:

Der Prinz:       Hier, hör mal.
Mami:             *Hört sich die Textstelle an*
Der Prinz:       Der sagt zu den Hyänen „Holzkopf“. So ein Quatsch.
                         *bricht in schallendes Gelächter aus*
  Hyänen haben doch keinen Kopf aus Holz!

Der Wortschatz der deutschen Sprache ist nicht unbedingt klein, aber dennoch nicht ausreichend, findet der Prinz. Manchmal müssen neue Kreationen her.

Der Dreijährige erinnert sich an einen Ausflug ins Tropical Islands:

Der Prinz:       Tropical Islands ist ganz schön verstadtet.
Mami:              Was?
Der Prinz:       Tropical Islands sieht verstadtet aus.
Mami:              Ver-was?
Der Prinz:       Na, ver-Stadt-et. Es wurde so gebaut, dass es aussieht wie eine Stadt.


Das könnte Dich ebenfalls interessieren:

Zurück  /  Vor

Kommentare

Beliebte Posts